Mit einem Schlag beginnt die Musik zu spielen und man fühlt sich frei, will tanzen. Vor allem mit einem Kleid, dessen Rock weit ausfallend ist und sich beim Drehen zur Musik ausstellt, es fühlt sich beinahe so an, als könnte man fliegen.

Dieses EINE Kleid

Als Mr. Right und ich uns im September letzten Jahres dazu entschlossen hatten zu heiraten, war schnell klar, wir wollen standesamtliche und freie Trauung trennen und haben uns deshalb für zwei getrennte Termine entschieden. Klar, dass ich für „den großen Tag“ ein Hochzeitskleid haben wollte, das einem bereits beim ersten Anblick die Sprache verschlägt. Aus diesem Grund bin ich dafür auch zum Profi und habe mich in einem Brautmodenladen ausgiebig beraten lassen. Doch auch wenn die standesamtliche Feier nicht so im Vordergrund steht, wollte ich dennoch ein schönes Kleid. Nach einigem Kataloge blättern und Kaufhäuser durchstöbern kam mir die Idee! Warum nicht selber machen? Ja gut, ich habe schon ein bisschen Näherfahrung sammeln können und die Werke sind zum Großteil auch alle gelungen, doch für einen solchen Anlass – traue ich mir das zu? Oder noch besser, kann ich meinen eigenen Anforderungen gerecht werden?

Auf der Instagramseite von Justyna bin ich auf ein Foto aufmerksam geworden, welches mir auf Anhieb so gut gefallen hat, dass klar war – so ein Kleid soll es werden! Nach Erkundigungen bei Justyna hat sich herausgestellt, dass sie für das Top den Schnitt „York“ aus der Vintage Burda 2014 verwendet hatte und für den Rock „Butterick 5605“. Da ich mich bisher nicht an Burda-Schnitte herangewagt habe (so ganz ohne Bilder und nur mit Text…) habe ich nach einem Schnittmuster Ausschau gehalten, dass möglichst nahe an meine nun detailliertere Vorstellung herankam und zudem eine bebilderte Anleitung mitbringt.

Mit Lara 50s habe ich ebenso ein Kleid gefunden! Schon beim ersten Blick war klar, ich würde es lieben! Nachdem im EBook angeraten wird, das Top zuvor aus einem Probestoff zu nähen, habe ich mir beim Möbelschweden für 2 EUR (!) den Meter einen einfachen Baumwollstoff gekauft, Maß genommen und losgenäht. Ich war wirklich überrascht, dass gleich das Probeteil schon so gut gesessen hat. Toll ist auch, dass im Schnitt bereits eine Taillienerweiterung miteingerechnet ist. So werden sie Seitennähte des Oberteils mit einem 1 ½ Füßchenabstand zusammengenäht, damit bleibt noch genügend Rest um ggf. zu erweitern.

Eigentlich bin ich ja überhaupt kein Bügel-Fan, Stoffe die ich vernähe werden gewaschen, getrocknet und anschließend vernäht, auch während des Nähens bügle ich nie. Doch nun war dies mein erster Baumwollschnitt und noch dazu sollte das Endergebnis ja überzeugen und für die Hochzeit angemessen sein. Daher habe ich wirklich sorgfältig gebügelt, vor dem Zuschnitt, danach nochmal die Einzelteile, dann wie in der Anleitung beschrieben immer schön die Nahtzugaben auseinander, eigentlich stand ich mindestens so lange vor dem Bügelbrett wie ich vor der Nähmaschine saß. Ich war auch wirklich überrascht, dass alles auf Anhieb so gut funktioniert hat, bei Jersey kann man ja immer ein wenig „zupfen“ und „ziehen“ und vieles wird so einfach passend gemacht. Bei Baumwollstoffen ist nichts mit dehnen und zupfen, da muss man schon beim Zuschnitt sehr sorgfältig arbeiten. Die Nähte haben jedenfalls gut aufeinander gepasst und ich musste auch keine unangenehme Überraschung erleben, weil ein Seitenteil plötzlich länger war als das andere.

Probestück

Mr. Right meinte gleich, das Probestück dürfe nicht wegkommen, das sei schon so schön *g*

Hier ein Bild vom Zuschnitt des „richtigen“ Oberteils.

Kleid-Zuschnitt

Die ersten Nähte sind schnell gesetzt und man kann schon erkennen, was das ganze einmal werden soll.

Oberteil ohne Arme

 

Die Rückseite sieht so aus:

Oberteil ohne Arme Innenseite

Hier kann man auch gut erkennen, dass das Top in der Weite auch nachträglich noch geändert werden kann.

Weiter gehts mit den Ärmeln…

Ärmel

 

So sieht es schon beinahe fertig aus. An den Ärmeln erkennt man, dass ich die Gummibänder nicht gleich vernäht habe. Ich war unsicher wie eng, bzw. locker ich sie machen soll und habe mir diesen Schritt einfach bis zum Schluss aufgehoben. Heißt, erst als das Kleid fertig war habe ich diese Nähte verschlossen.

Kleid-Oberteil Frontansicht

Für den Halsausschnitt musste ein Schrägband angebracht werden. Lange stand ich im Laden und habe nach einem geeigneten gesucht. Zum Schluss lief es dann (leider) doch auf selber machen raus. Eine Fusselarbeit für die ich wirklich nicht geschaffen bin *g*

Schrägbandherstellung fürs Kleid

 

Für den Rock braucht man laut Ebook 3,50 Meter. Als ich im vergangenen Frühjahr bei brinarina war, hatte ich DEN passenden Stoff gefunden. Einziges Manko – es war nur noch knapp 1,50 Meter übrig. In meinem Eifer hatte ich den Stoff trotzdem gekauft in der guten Hoffnung mit etwas kürzen und zaubern würde es reichen. Fragt mich bitte nicht was mich da geritten hat, ich weiß es nicht. Aber wie ihr euch gut vorstellen könnt hat es natürlich hinten und vorne nicht gereicht. An dieser Stelle muss ich mich bei Mr. Right entschuldigen, denn meine Stimmung an jenem Abend grenzte beinahe an einen Nervenzusammenbruch.

Aber zu unser aller und in diesem Falle zu meinem speziellen Glück wurde das Onlineshopping erfunden! Ich habe ewig gesucht, doch zu guter Letzt einen Shop gefunden der ganz genau diesen Stoff noch auf Vorrat hatte. Und hier bahnt sich schon der nächste Denkaussetzer an… In meinem überschwänglichen Glück mein Kleid scheinbar doch noch retten zu können, habe ich 1,00 Meter bestellt – das Packet kam sogar schon am nächsten Tag an! Ihr habt es vielleicht schon bemerkt, ich allerdings erst nach der Wäsche und dem anschließenden Bügeln. Nämlich genau dann, als ich das Schnittmuster auf den vor mir liegenden Stoff legte. Er reicht nicht!!! Denn 1,50 Meter + 1,00 Meter ist NICHT 3,50 Meter!!! Möglicherweise kann ich das alles auf die blank liegenden Nerven und meine immer weiter voranschreitende Verwandlung in Brautzilla schieben, peinlich war und ist es dennoch.

Nach einer weiter Bestellung beim Onlineshop hat es dann aber zum Glück doch noch geklappt und ich konnte mit dem Rockteil meines Kleides weitermachen.

Mit den Taschen und der kompletten Versäuberung (ich glaube das war meine bisher längste zusammenhängende Overlocknaht…) sieht das dann so aus:

Tellerrock offen

Hier nochmal mit Oberteil.

Fast ein Kleid: Oberteil und Rock

Nachdem Oberteil und Rock miteinander verbunden wurden fehlt „nur“ noch der Nahtversteckte Reißverschluss. Mit etwas Fingerspitzengefühl und ein-zwei kleinen Ausbesserungen hat das Einnähen aber ganz gut funktioniert (ich habe dafür übrigens ein ganz normales Reißverschlussfüßchen verwendet).

Reißverschluss nahtverdeckt

 

Reißverschluss offen

 

Von Luisa von Schnäheule durfte ich mir einen Petticoat ausleihen, der dem Kleid noch ein bisschen mehr Pep verleiht:

Petticoat

 

Und so sieht das ganze dann fertig aus:

Kleid Anprobe

SchnittKleid Lara 50s
Stoff: Bhandari Chennai von brinarina und lalala-Shop
Größe: 38

Hochzeit im Herbst

Da unser großer Tag im September stattfand, war ich was das Wetter angeht etwas Zwiegestalten. Daher musste noch ein passendes Jäckchen her – das hat sich übriges ausgezahlt, denn am Tag der standesamtlichen Trauung war es saukalt und regnerisch.

Entschieden habe ich mich für eine schlichte my cuddle me in den Farben rosa und grau. Die Armbündchen habe ich allerdings nicht doppelt genommen, sondern den Saum mit der Cover umgenäht.

Jacke komplett

 

Jacke Covernaht

SchnittMy cuddle me von Schaumzucker
Stoff: rosa Jersey und graues Baumwollbündchen von brinarina
Größe: 38

Zur Abrundung des Outfits habe ich mir noch diese wunderschönen Ohrstecker von Schnäheule ausgesucht, die einfach perfekt zum Kleid passen.

Ohrringe
Ohrringe:  Ohrstecker in hellrosa von  Schnäheule
Größe: 18mm

 

So sieht das Kleid dann mit der Jacke aus.

Kleid mit Jacke und Petticoat

 

 

Wenn Ihr auch schon mal für einen besonderen Anlass ein Kleid oder Outfit genäht habt, würde ich mich über einen Kommentar mit Link oder Bild sehr freuen!

Ich wünsche euch einen schönen Donnerstag!
Sonja

 

Verlinkt zu: RUMS (#7), crealopee, Lieblingsstück4Me